
Der Schiffbau und Stettin sind in der Stadtgeschichte eng mit einander verbunden. Vielleicht eher unbekannt ist, dass auf der Vulcan-Werft, die übrigens auch Dampflokomotiven hergestellt hatm auch einst das größte Schiff der Welt gebaut wurde: „Kaiser Wilhelm der Große“ 1896 wurde Schiff in Stettin auf Kiel gelegt.

Dann, am 4. Mai 1897 lief das Schiff vom Stapel (s. Bild oben, das Schiff auf der Oder – es wird vom Dampfer „Neptun“ des Kaisers umfahren. Wilhelm II. hatte sich für den Bau auf einer heimischen Werft stark gemacht). Es war zweifellos „das Ereigniss“ des Jahres 1897 in Stettin, denn in kürzester Zeit wurde eine Schnelldampfer mit beeindruckenden technischen Daten gebaut worden:
Die Länge über Deck ist 197,51 Meter, die Breite beträgt 20,10 Meter, die Tiefe bis Seite Oberdeck 13,10 Meter, die Wasserverdrängung (Deplacement) des voll beladenen Schiffes lag bei 21.000 Tonnen und die Vermessung des Tonnengehaltes von nahezu 14.000 Register-Tons. Damit übertraf der Bau der „Kaiser Wilhelm der Große“ in seiner Größe alle bis dahin in Fahrt befindlichen Schiffe der Gegenwart.

Um zu verstehen, was die Stettiner Schiffbauer damit geschaffen hatten, sei angemerkt: Noch im Jahr der Indienststellung 1897 errang das Schiff das berühmte „Blaue Band“ für den Norddeutschen Lloyd (heute: Hapag Lloyd in Hamburg) aus Bremen, der das Schiff hatte bauen lassen – Mit Kapitän Ludwig Störmer gelang dies zunächst auf Ostkurs, 1898 dann auch auf Westkurs.
Die deutsche Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Roswitha Schieb meinte rückblickend in ihrem Artikel „Das starke Gefühl der Vorläufigkeit“ in der „Neuen Zürcher Zeitung“ (14. Juni 2016) treffend :
„Die Stettiner Werft baute zu Beginn des 20. Jahrhunderts die grössten und schnellsten Ozeandampfer der Welt, worauf die Briten mit dem Bau der «Titanic» reagierten.“
Um eine Vorstellung zur Ausstattung zu erhalten soll nun eine Abbildung (s. unten, Photochrom Zürich, Nr. 16536) vom Rauchersalon der 1. Klasse gezeigt werden. In vielen Dingen war das Schiff bereits seiner Zeit voraus: Als erster Passagierdampfer war er auch mit einer kommerziellen Anlage zur Funktelegrafie (ab Februar 1900) ausgestattet.

Im 1. Weltkrieg als Hilfskreuzer im Einsatz, wurde der ehemalige Schnelldampfer, der die meiste Zeit seiner Fahrt vor allem Auswanderer nach Amerika brachte, wurde es nach dem Angriff des Kreuzers HMS Highflyer der Royal Navy durch die eigene Besatzung bei Spanisch-Sahara. Bis in die 1960er Jahre soll das Wrack noch aus dem Wasser geragt haben, 2013 wurden noch Wrackteile entdeckt.
Weitere Informationen: Hapag Lloyd




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