
Sie hießen Viktoria Stralsund, Greifswalder SC, Comet Stettin, Sturm Lauenburg oder Fortuna Stolp – Pommersche Fußballvereine. Und: Obgleich sie nicht unter den Gründungsmitgliedern des Deutschen Fußball Bundes (DFB) im Jahre 1900 zu finden sind, so begannen die pommerschen Fußballer doch zu jener Zeit das „runde Leder“ zu treten.
Wahrscheinlich ist, dass sowohl die Stettiner Vereine FC Sport als auch der FC Titania zu dem pommerschen Fußball-Pionieren zählten. Um einen Ligabetrieb aufzubauen, gründeten sie 1903 mit sie zwei weiteren Clubs – dem FC Saxonia und dem SC Comet – zunächst die Stettiner Fußball-Vereinigung (SFV), dessen 1. Meisterschaft 1903 / 1904 der FC Titania gewann.
Etwa zeitgleich dazu hatten sich die Clubs FC Greif, FC Preußen, FC Hohenzollern, SC 1903 Stettin sowie der FC Urania im Verband Stettiner Ballspiel-Vereine (VSBV) organisiert. Doch von Anfang an wurde die Gründungsphase der Stettiner Rasensportvereine von Querelen begleitet. Schließlich raufte man sich doch noch zusammen, um den Verband Pommersche Ballspiel-Vereine (VPBV) am 2. Juni 1905 in Stettin zu gründen. Keinem Regionalverband zugeordnet, wurde man zunächst als „Ortsgruppe Stettin“ beim Verband Berliner Ballspielvereine geführt, während die Mannschaften des Verbandes ihre Meisterschaften in Eigenregie austrugen – die erste 1905 / 1906.

Zwar zählte der Pommersche Fußballverband 1906 bereits 9 Vereine, doch die Querelen konnten immer noch nicht beigelegt werden. Regelmäßig reisten Vermittler aus Berlin zur Schlichtung an. Mit dem Zusammenschluss der Berliner Verbände endete auch die „Ortsgruppe Stettin“ – am 18. Juli 1912 erfolgte die Neugründung des Pommersche Fußballverbandes. Nun wurde die Kicker Mitglied im Verband Pommerscher Sportvereine und 1913, nachdem die Gründung eines regionalen Verbandes gescheitert war, schließlich Mitglied des Baltischen-Rasen-und-Wintersportverbandes (BRWV). Dies wiederum ermöglichte den sportlichen Wettbewerb mit Clubs aus Danzig, Westpreußen, Ostpreußen und dem Memelland und brachte eine regionale Zuordnung beim Deutschen Fußballbund (DFB).

Dabei spielte der mehrfache Stettiner Meister Titania nun auch überregional – in Konkurrenz mit dem Lokalrivalen Stettiner SC – sein Können aus: 1920 setzten sich die „Löwen von Zabelsdorf“ gegen den VfB Danzig und den SV Prussia-Samland aus Königsberg durch und wurden Baltenmeister.

Die Zabelsdorfer, die in dieser Saison auch an der Endrunde der Deutschen Meisterschaft teilnahmen, siegten im Viertelfinale sogar gegen den SV Arminia Hannover mit 1:2 nach Verlängerung. Zweifacher Torschütze: Richard Grapow. Im Halbfinale unterlag man am 30. Mai 1920 jedoch dem späteren Deutschen Meister 1. FC Nürnberg mit 3:0. Doch Titania blieb ein starker Gegner. In der Spielsaison 1926 / 27 wurde der Club erneut Baltenmeister und stand noch fünf weitere Mal in der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft. Ihr Spielsystem damals? Vor Torwart Walter Haupt waren 2 Verteidigern, 4 Mittelfeldspielern und 4 Stürmern (1-2-4-4).

Übrigens: Die Vereine aus Vorpommern – zu ihnen zählten Mannschaften wie der VfB Swinemünde oder Stralsund 07 – gehörten bis zur Saison 1925 / 1926 noch zum Norddeutschen Fußball-Verband (NFV) und spielten erst ab 1928 im Baltenverband. Nachdem Titania sportlich zunehmend ins Hintertreffen geriet und der finanzielle Einsatz 1930 im Konkurs endete, wechselten die Titania-Kicker zum VfL Stettin.
1933 wurde der Baltenverband aufgelöst. Die pommerschen Fußballvereine wurden in der Gauliga bzw. der zweitklassigen Bezirksliga Pommern organisiert. Meister dieser neuen 1. Liga waren mehrfach Victoria Stolp sowie der Stettiner SC. Auch der Stettiner VfL konnte in der Saison 1939 / 1940 noch einmal Erfolge feiern: Er siegte über Germania Stolp und wurde Pommern-Meister.
Der Krieg brachte Einziehungen, Treibstoffmangel und Bombenangriffe. Das Geschehen in der pommerschen Liga wurde durch Militärsportvereine und Betriebssportgemeinschaften dominiert. Pommerschen Fußballvereine scheiterten schon zu Beginn der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft – einzige Ausnahme: Der Heeressportverein Groß Born.
In der Saison 1943 / 1944 gewann der Militärsportverein alle 10 Spiele der Gauliga Ost-Pommern (Torverhältnis 83:2). Wen wundert es? Bei dem Verein spielte u. a. Edmund „Ed“ Conen (1914-1990), genannt „Rolly“ – der Mittelstürmer wurde 1934 als einer der drei Torschützenkönige bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Italien geführt. Und: An seiner Seite spielten in Groß Born bei Neustettin damals vier weitere Nationalspieler: Torwart Alexander Martinek (1919-1945), Wilhelm Sold (1911-1995), Ernst Plener (1919-2007) und Otto Rohwedder (1909-1969). Nachdem das Halbfinale der Deutschen Meisterschaft verloren ging, wurde auf das Spiel um Platz 3 gegen den 1. FC Nürnberg wegen der Kriegslage verzichtet.



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