
Er liegt relativ zentral und ist vom Berliner Tor innerhalb von 10 Minuten mit der Straßenbahn erreichbar: Der Stettiner Hauptfriedhof. Schon vor 100 Jahren galt die Anlage als einer der größten Friedhöfe der Welt. Und: Er hinterlässt auch für Touristen oder Tagesgäste, die eigentlich bisher wenig mit Stettin zu tun hatten, bleibende Eindrücke . erinnert er doch mit der monumentalen Wucht seiner Gebäude an beste Friedhofsgebäude Italiens – wie ein alter Friedhofsführer zu berichten wusste.
Wer den Friedhof durch die Eingangshalle betreten hat, den beeindrucken sicher schon die sich nun offenbarende Anlage, die mit ihrem Bewuchs von Anfang an das Ziel hatten, eine Geschlossen- und Vertrautheit der Anlage mit ihren einzelnen Ruhestätten herzustellen. Schon früh reihte sich der Stettiner Hauptfriedhof auch hinter seinen großen Vorbildern ein – nach dem Hamburger Zentralfriedhof mit seinen über 200 ha und dem Wiener Zentralfriedhof mit seinen 198 ha platzierte sich die Stettiner Anlage mit der Größe von 153 ha schon bald auf Platz drei!

Dabei war man seiner Zeit auch voraus: Immerhin hatte frühzeitig die verfolgte Idee bestanden, die Anlage in eine Parkanlage umzuwandeln. Keine einfache Sache! – Doch lassen wir Zahlen sprechen:
Um 1900 betrugen die Kosten des Grunderwerbes der Anlage 3 Mio. Mark. Im Anschluss machte man sich daran, ein Wasserrohrnetz von 15 km Länge mit über 300 Zapfstellen in den trockenen mageren Sandboden Stettins zu legen, Fahrwege von 7 km Länge und Fußwege von 40 km Länge anzulegen. Eine Gärtnerei und Baumschule hatte die Größe von 4 ha erhalten…

Das Ziel, den Stettinern mit diesem Friedhof auch ein Stück Erholung vom Alltag aufzubieten, dürfte als gelungen betrachtet werden. Von der Eingangshalle konnte man schon vor über 100 Jahren – vorbei an der Grabanlage von Stettins Oberbürgermeister Haken, dem wir u. a. die nach ihm benannte Haken-Terrasse verdanken – über Talgrund, Urnenhain, Brücke, Heckengarten, Musterfriedhof, Kapelle, Terrassenanlage, vorbei an Teich und Blumigem Weg zum Krematorium wandeln. Von dort aus bot sich dann der Weg über ein Birkenwäldchen, die Sammlung heimatlicher Grabmäler, den Rosenweg, Gartenhof und Lindenweg zur Baumschule und Gärtnerei an.

Wer sich nun heute fragt, was denn nun ein Musterfriedhof gewesen sei? Nun, dabei handelte es sich einst um die Präsentation von Grabmälern in verschiedensten Preislagen und mit vorbildlicher gärtnerischer Umpflanzung. Die Anlage hatte den Zweck zu beweisen, dass keineswegs größere Geldmittel notwendig seien, um zu künstlerisch einwandfreien Grabmälern zu gelangen. Bei der Auswahl boten sich Friedhofsdirektor und sein Vertreter verpflichtend mit ihrer Hilfe an.




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