
Schon vor über 100 Jahren galt die Gollnower Heide / Puszcza Goleniowska, etwa 30 km nördlich von Stettin und nur ein wenig westlich von Gollnow gelegen, als eine der urwüchsigsten pommerschen Waldungen. Sie erstreckte sich einst vom Madüsee bis zum Stettiner Haff und von der Plöne bis zur Ihna. Mit ihr spiegelt sich die Natur der Ueckermünder Heide seit Jahrhunderten auch östlich des Haffes.
Auffällig ist auch hier, dass der Boden aus Flugsand und dünenartigen Erhebungen, meist in Ost-West.Richtung, besteht. Deshalb kann man durchaus davon ausgehen, dass sich der Dammsche See früher bis zum heutigen Gollnow erstreckte, und der später frei gegebene Boden dann die idealen Voraussetzungen für die Ausbreitung von Kiefern bot. Aber auch Laubbäume, beispielsweise Eichen (wie bei Eichberg – hier: Altes Gefallenendenkmal), lassen sich finden – meist dort, wo ein Bach oder eine abflusslose Senke mitten in der Waldung für die notwendige Feuchtigkeit sorgt. Der so entstandene Wald bot früh den Lebensraum für Wild – Bären, Rothirsche, Wildschweine, Elche und sogar Wölfe, was die Heide auch zum Jagdgebiet werden ließ. Die Wölfe jedoch, sollten den schon bald auf den Plan tretenden Siedlern noch schwer zu schaffen machen, als sie Teile der Heide rodeten, um ihre Dörfer zu gründen…

Zu den frühen Siedlungen zählten Lübzin und zwei Dörfer bei Christinenberg. Weiterhin Schmiedeberg, wo Rasenerze nicht nur abgebaut sondern – wie eine Grabung gegenüber der Försterei Hackenwalde belegte – sogar verhüttet wurden, das allerdings bereits im 30jährigen Krieg zur Wüstung wurde, sowie Münchendorf, welches von Mönchen gegründet worden sein soll.
Bedingt durch den bereits erwähnten Krieg und den damit verbundenen Brandschatzungen, Plünderungen, Hungersnöten und Gewalttaten, denen viele Bewohner zum Opfer fielen, gab es unter Friedrich I. wieder Ansiedlungen, wie Friedrichswalde und Röhrchen. Diese wurden auch durch seinen Sohn, Friedrich II., mit 35 Kolonistendörfern allein in der Gollnower Heide fortgesetzt und trugen beispielsweise mit Groß – und Klein Christinenberg, Groß – und Klein Sophiental, Kattenhof und Amalienhof Namen ihm nahestehender Personen. Eine Ausnahme bildet allerdings Hackenwalde, welches beim ehemaligen Schmiedeberg angelegt wurde und sich später zum größten Dorf im Kreis Naugard entwickelte. Nicht vergessen werden sollen Karlshof und Blankenfelde, angelegt durch einen Herrn von Blankenburg, sowie Gollnowshagen, Grünhorst und Eichberge, welche auf Initiative der Stadt Gollnow begründet wurden – die sich den Besitz an der Gollnower Heide mit dem Stettiner Marienstift und dem Fiskus teilte.

Und: Obgleich Gollnow also selbst für die Ansiedlungen von Kolonisten in der Gollnower Heide sorgte, wurden die Ansiedlungen nicht alle gutmütig begleitet, so dass einige Kolonisten – beispielsweise aus Hackenwalde – sogar ihre Rechte vor Gericht durchsetzen mussten. Auch war die Heide in früherer Zeit keineswegs sicher. Die Kolonisten der Gollnower Heide schützten sich gegen einfallende Wölfe, indem sie beispielsweise in Hackenwalde zwei Höfe nebeneinander bauten und Wohnhaus und Wirtschaftsbauten zueinander einhegten.
Auch zwielichtigen Leuten bot der Wald Zuflucht. Noch bis in das 19. Jahrhundert hinein soll, wenn die Postkutsche nach Wollin oder Kolberg über Gollnow unterwegs war, der Posthalter in Altdamm an Mitreisende Schusswaffen verteilt haben, um für alle Fälle gewappnet zu sein.
Seither hat sich vieles verändert – nicht nur die Einwohner. Seit den 90er Jahren gibt es zudem erheblichen Zuzug aus Stettin. Strukturell steht auch dieses Waldgebiet vor großen Herausforderungen, denn: Auch wenn es einen „Natura 2000“ Status hat, so geht die Entwicklung der Infrastruktur auch an diesem noch urwüchsigen Flecken, nicht vorüber. Wie schon die Entwicklung der Bahn mit der Strecke Stettin-Gollnow-Swinemünde fordert nun auch die die Straße Tribut:
Zunächst hatte der Straßenausbau für eine Autobahnbrücke von Gollnow in Richtung Grünhorst gesorgt, was die Erreichbarkeit und Anbindung der alten Kolonistendörfer in der Gollnower Heide erheblich verbesserte. Nun allerdings ist auch mit dem „Stettiner Ring“, einem Autobahnring rund um Stettin, die Verbindung zwischen Pölitz und Gollnow geplant. Er wird sicher auch auf die Heide, die für den (in Stettin bestens bekannten) Ornithologen und Umweltaktivisten Paul Robien (1882-1945) und viele Naturfreunde bei ihren Wanderungen – mit Begleitkonzerten von Taube, Pirol, Kuckuck, Amsel und Rotkehlchen – noch ein Paradies war, seine Wirkung entfalten.





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