Julius (auch „Julo“) Levin wurde am 5. September 1901 in Stettin als drittes und jüngstes Kind einer jüdischen Familie geboren. Als kaufmännischer Lehrling besuchte er ab dem Jahre 1919 die Abendkurse der Stettiner Kunstschule.

Im Anschluss lernt er in der Kunstgewerbeschule bei Karl Kriete, Josef Urbach sowie Johan Thorn Prikker. Letzterem Lehrer folgt er 1921 nach München und 1923 auf die Kunstakademie nach Düsseldorf. Hier waren auch die Krefelder Heinrich Campendonk und Heinrich Nauen seine Lehrer. Sein Studium schloss 1926 ab.

Das Honorar eines Wandgemälde für die Große Ausstellung Düsseldorf 1926 für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen (GeSoLei) – mit 400.000 m² und 7,5 Mio. Besuchern die größte Messe der Weimarer Republik – ermöglichte ihm seinen ersten mehrwöchigen Aufenthalt in Paris.

„Stettiner Hafen und Getrudkirche“ Stettiner Hafen und Gertrudkirche – Objekte – Julo Levin – Personen – d:kult online

Als Mitglied der Künstlergruppen „Rheinische Sezession“ und „Junges Rheinland“ folgten Ausstellungen in Düsseldorf, Berlin und Nürnberg. Weitere Gruppen in denen Levin aktiv war, nannten sich „Assoziation revolutionärer bildender Künstler“ und die seit 1930 bestehende Vereinigung „Das neue Pommern“.

Auf „Das neue Pommern“ soll an dieser Stelle kurz eingegangen werden, da sie eine am 13. Januar 1930 in Stettin – auf Initiative von dem Direktor der Stettiner Kunstgewerbeschule, Gregor Rosenbauer – gegründete Gruppe war. Sie löste sich am 21. April 1933 auf Druck der Nationalsozialisten auf.

Mit dem im Zuge der Machtergreifung erfolgten Malverbot Levins, war dieser nun als Zeichenlehrer an jüdischen Schulen tätig. Von hier aus zog es ihn mehrfach in seine Heimatstadt Stettin, wo sein Schaffen eine künstlerische Vorliebe für die Stimmungen und den Alltag in Häfen entwickelte.

„Boote im Stettiner Hafen“Boote im Stettiner Hafen – Objekte – Julo Levin – Personen – d:kult online

Nachdem Werke von Levin im Rahmen der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt und zerstört wurden, ging er nach Berlin, um dort Zeichenunterricht zu geben. Ab 1942 war er als Hilfsarbeiter der jüdischen Gemeinde Berlin tätig und wurde auch zu Reinigungsarbeiten von Güterzügen nach Osten herangezogen.

Am 17. Mai 1943 wurde Julius Levin nach wiederholten Verhaftungen und Zwangsarbeit zum Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Der Tag seines Todes ist unbekannt – in der Shoa-Opfernamendatenbank der Yad-Vashem-Gedenkseite sind zwei Einträge verzeichnet.

Nachtrag:

Die von ihm in den 30er Jahren während seiner Tätigkeit als Zeichenlehrer gesammelten Zeichnungen seiner jüdischen Schüler, die später von Mieke, der Frau des Malers Franz Monjau, versteckt wurden, konnten nach dem 2. Weltkrieg unter dem Titel „Verjagt, ermordet“ einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.


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