Symbolbild einer Einsendung aus Köslin, Pommersches Volksliedarchiv (Foto: Žan Vidmar Zorc, 2025)

Die Sensation liegt bereits etwas zurück: 2014, also vor über 10 Jahren, wurde das Pommersche Volksliedarchiv auf einem Dachboden geborgen. Der damals gehobene Schatz umfasst nach dessen Aufarbeitung und Registrierung etwa 14.000 Volks- und Tanzliedern aus Vor- und Hinterpommern. In Kisten verpackt, handschriftliche Notizen – pommersches Kulturerbe.

So zum Beispiel aus dem größten Dorf im Kreis Naugard, Hackenwalde. Zu der heutigen Sammlung steuerte der Lehrer Martin Wege im Jahre 1935 drei Texte bei: „Fastelabend, Fastelabend up’n witten Schimmel“ sowie „Hippel den bippel“ und „Ich bin der kleine König“. Wege, der einst als junger Soldat das Grauen des ersten Weltkrieges erlebte und davor warnte, starb in den ersten Wochen des zweiten Weltkrieges…

Doch wie kam es überhaupt zu der Sammlung? 1926 begann unter dem Initiator und wissenschaftlichen Mentor Lutz Mackensen das Pommersche Volksliedarchiv mit der systematischen Sammlung des regionalen Liedgutes. Durch die dafür gegründete Arbeitsgruppe wurden so 16.000 pommersche Volkslieder aus etwa 450 Orten zusammengetragen – aufgerufen dazu wurde über Zeitungen.

Diese kulturelle Sammlungstätigkeit endete im Jahre 1938. Und ab 1945, mit der Flucht und Vertreibung der Deutschen aus Teilen Vor- und Hinterpommern und der sich anschließenden Teilung Pommerns wurden nicht nur Landesname sondern auch pommersches Kulturerbe aus dem Alltag ausradiert, um es Vergessen zu machen. Auch die jahrhundertealten Ortsnamen jenseits der Oder sollten verschwinden…

Seit 1950 galt das Pommersche Volksliedarchiv dann als „verschollen“. Darum ist die Wiederauffindung 2014 durch den Leiter des Universitätsarchivs, Dr. Dirk Alvermann, ein nicht zu unterschätzender Schatz, obgleich sich nach Sichtung und Aufarbeitung auch vorhandenen Lücken zeigten – doch: Die Sammlung spiegelt humorvoll, spielerisch und manchmal bissig Alltag und Sehnsüchte der Pommern.

Bewerbung der Veranstaltung zum Pom. Volksliedarchiv (Foto: Universitätsarchiv)

Am 1. Februar 2025 um 16.00 Uhr findet ein musikalischer Streifzug durch das Pommersche Volksliedarchiv statt. Veranstaltungsort ist das Pommerschen Landesmuseum.


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