
Viele haben den Blick aus dem Fenster von der Landesfrauenklinik auf den Westendsee gehabt. In der Nähe von dem Ort, wo vielen Stettiner das Licht der Welt erblickten, befindet sich der kleine See, der mit seinem Namen auf den Stadtteil Westend anspielt. Und bis heute schlägt eine Brücke die Verbindung auf die andere Uferseite. Auch wenn ihr heute die spitzen Türmchen und das eigentliche Brückenbauwerk fehlen, die ihr einst ein geradezu märchenhaftes Aussehen aus der Ferne verliehen, so ist doch noch am Geländer und seiner Jugendstil-Form zu erkennen, dass es sich um einst um ein beeindruckendes Bauwerk handelte.
Wer, in den 70er Jahren die Brücke als Kind überquerte, wird dagegen vielleicht etwas misstrauisch wegen seines Risses, der sich quer über den Bogen zog, gewesen sein. Doch: Das Bauwerk aus Stahlbeton hält bis zum heutigen Tag – aller Befürchtungen aus den Kindertagen zum Trotz. Wenn die Tage nun wieder wärmer werden und bunte Menschenmengen die Quistorpaue zum Westendsee durchstreifen, dann soll ihnen an dieser Stelle auch ein wenig der pommerschen Lyrik nicht vorenthalten werden, die sich ausgerechnet mit diesem Stadtteil durch Karla Koenigs „Abends am Westendsee“ verbindet…
Der Abend war wie eine Purpurnelke,
Die weißen Wege küsste rotes Licht,
Errötend sah mit zärtlichem Gesicht
der kleine See empor – die Welle floß,
Ein spielend Ringlein nur, kaum sichtbar schwellend
und kaum in einem lichten Hauche wellend
einzig von Düften schwer – das Uferland
Sann regungslos… Da rauscht es leise…
Dort, wo die Brücke ihren weißen Bogen
In stummer Sehnsucht stark hinüberschwingt
Zum anderen Ufer – kommt entlang gezogen
Der Märchenschwan… so düster wie der Tod,
Die Schwingen schwarz, Den Schnabel nelkenrot!
Am Ufer zittert eine wilde Ranke…
Er schifft ins rosge Herz des kleinen Sees
Als einziger schwarzer, trauriger Gedanke…
Die am 3. Juli 1889 in Stettin geborene Lyrikerin dichtete die vorgenannten Zeilen kurz nachdem am 10. Dezember 1908 der Ankauf des Quistorpschen Geländes für 3 ½ Mio. Mark von der Stettiner Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde. An diesem Tage wurde übrigens auch ein Brief von Martin Quistorp verlesen, wonach er seine großen Ländereien des bekannten Eckerberger Parkgeländes, den Westendsee und das Westender Restaurant der Stadt Stettin zum Geschenk macht. Damals war der Beschluss gefallen, dem Gelände den Namen Quistorp-Park zu geben und diese als öffentliche Anlage zu erhalten…





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