
Ob der Fischertanz „Schüddel de Büx“ oder der „Kolberger Winktanz“ – es mangelt nicht an pommerschen Volkstänzen. Die „Stettiner Kreuz-Polka“ hat jedoch einen weltweiten Siegeszug angetreten, der vielen erst bewusst wird, wenn er die darauf gedichteten Spottverse hört…
Dabei fing alles ganz harmlos an: Einst soll sich die Kreuz-Polka aus dem Hackschottisch mit seiner Hacke-Spitz-Bewegung entwickelt haben… Und Sigmund Schlichting nun, komponierte im pommerschen Beyersdorf bei Pyritz 1879 eben jene Kreuzpolka.
Zunächst benannt als „Beyersdorfer Kreuzpolka“ und in Dörfern der Umgebung gespielt, wurde die Partitur dann 1883 als „Stettiner Kreuz-Polka“ von der am 1. Juni 1874 gegründeten Musikhandlung Paul Witte (Paradeplatz 2) neben weiteren populären Stücken herausgegeben.

Seine eigentliche Verbreitung fanden Melodie und Tanz allerdings auch durch seine drastischen Texte. Zu den wohl bekanntesten Imitationen zählt heute sicher die 1887 nun als „Berliner Kreuzpolka“ mit dem Text Alfred Schwarsows veröffentlichte Version:
„Siehste wohl, da kimmt er,/ lange Schritte nimmt er, /siehste wohl, da kimmt er schon,/ der versoffne Schwiegersohn./ Siehste nicht, da steht er,/ seinen Schnurrbart dreht er./ Ja, oh ja, er muss ihn drehn,/ denn er muss zur Hochzeit gehn.
Wenn du denkst, du hast’n,/ springt er aus’m Kasten./ Wenn du denkst, es ist dein Schatz,/ isses nur ein Hampelmatz!/ Siehste, jetzt verschwindt er,/ eine andre nimmt er./ Oder auch er hat se schon,/ dieser blöde Schwiegersohn.“
Sigmund Schlichting arbeitete übrigens ab 1880 für die Stettiner Lebensversicherung Germania (Paradeplatz 6), für deren 50. Jubiläum er auch noch einen Festmarsch beigesteuert haben soll. Die 1858 gegründete Versicherung beschloss 1932 die Fusion mit der Iduna.
(Foto, oben: E. John)




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